Wenn ich an einem Samstag um 5:33 Uhr in Oberwesel in den Zug einsteige und am Sonntag um 1:01 Uhr mit einem 3er im Gepäck zurückkomme, weiß ich, dass die Reise sich gelohnt hat. Das Wetter war fantastisch, die Landschaften, die ich durch das Zugfenster sah, atemberaubend, und die Begegnungen mit den anderen Schalkern fühlten sich an wie ein großer Familienausflug. Einzig am Getränkestand musste ich meine Geduld auf die Probe stellen: Bei 30 Grad und so vielen durstigen Fans war der Andrang einfach riesig. Wer hätte das in diesem ehemaligen Versorgungsnotstand-Gebiet auch nur ansatzweise erwartet?
Schalke startete mit hohem Pressing. Nach der letzten Enttäuschung mit einem 0:1 gegen Holstein Kiel und nur fünf Toren aus den ersten fünf Spielen hatte Karaman vor dem Anpfiff betont, dass er mehr offensive Power von seiner Mannschaft forderte. Und sie lieferten! Schalke presste hoch, spielte mit viel Zug zum Tor und wurde in der 18. Minute durch einen präzisen Schlenzer ihres Kapitäns belohnt – 0:1! Magdeburg hatte vor der Pause zwar gute Chancen auf den Ausgleich, aber ihr Angreifer scheiterte an Keeper Loris Karius (34.).
Kurz nach der Pause sorgte ein Magdeburger Stürmer für Aufregung, als er in der 46. Minute ein Tor erzielte, das zum Glück wegen einer Abseitsposition nicht gegeben wurde. Auf der anderen Seite ging Ron Schallenberg nach einer Ecke blutend zu Boden, nachdem ein Spieler von Magdeburg ihm beim Klärungsversuch mit dem Fuß ins Gesicht getroffen hatte.
Schallenberg wurde schnell behandelt und konnte mit einem Turban weitermachen. Schiedsrichter Felix Bickel entschied nach Sichtung der Bilder auf gefährliches Spiel und gab einen Elfmeter – eine mehr als richtige Entscheidung. Karaman verwandelte diesen Elfmeter souverän in der Mitte und erzielte damit sein drittes Saisontor.
Was für ein Gefühl, das Spiel voll und ganz unter Kontrolle zu haben! Alle Feldspieler brachten die Trainer-DNA von „Rennen, Rennen, Rennen“ über die vollen 100 Minuten auf den Platz. Wer auf schöne Spielzüge hoffte, musste sich auf El Fauzi oder Kenan Karaman verlassen. Unser Torschütze zum 2:0 wurde sogar mit seinem eigenen Fanlied vor der Ausführung des Elfers bedacht. Der Support war über die gesamte Spielzeit hinweg einfach herausragend – es fühlte sich an, als wären wir alle Teil eines großen Ganzen.
Auf der Rückfahrt ergaben sich im Speisewagen interessante blau-weiße Gespräche mit Fans aus dem Westerwald. Mit 2 ½ Stunden Verspätung erreichte ich schließlich mit dem letzten möglichen Zug meine Heimat. Jetzt bin ich schon gespannt, ob wir am Freitag das Kleeblatt knacken können!
Glück Auf Friedhelm und André